Lange her, dass ich freiwillig an einem Sonntag um 6:00 aufgestanden bin um mich anschliessend ein wenig zu quälen.
Bei gefühlten 6,4° C am Vorstart/Anmeldung klopft mir Peter van L. schon auf die Schulter. Das ist schön und ich freue mich ihn zu sehen, dachte ich doch schon dass ich vermutlich der einzige Bekloppte bin, der um diese unchristliche Uhrzeit Radfahren will.
Trainer, Motivator Micha "Chaka" Bendermän ist noch nicht da, vermutlich hat er bei der Anfahrt festgestellt, dass Sattelstütze und/oder Trinkflaschen vergessen wurden und musste noch mal zurück...
Eigentlich sollten ja noch mehr mitfahren, aber Andreas F teilte fernmündlich mit er habe "Rücken". Andreas W hingegen teilte nichts mit, hatte aber vermutlich "Cappuccino mit Gauloises light" ...
Ich denke noch, das wären ja optimale Bedingungen für unseren Andreas W. seine in den italienischen Alpen erlittene Schmach auszuwetzen, als ich plötzlich in der Menge bekannte Gesichter entdecke.
Sehr schön, - einige heimische Mitglieder der weizenbiertrinkenden Bike-Elite und auch der bikenden Weizenbier-Elite sind anwesend. Klar, hier wo man sich für wenig Geld ordentlich quälen kann, dürfen die nicht fehlen...
Leider werden wir nicht zusammen fahren, denn sie haben die 120km Variante gewählt während ich, Peter und Micha aus "Zeitgründen" die 80er Strecke gewählt haben.
Micha war unterdessen auch da und mir fiel auf, dass er hingegen aller Anweisungen und Gepflogenheiten seine Startnummer nicht auf dem Rücken sondern auf der Brust trug. War er noch nicht ganz wach oder glaubte er, dass er sich die ganze Zeit nach mir umdrehen musste??
Schnell ging es dann nach Abholung des Startstempels in unserer 3er Gruppe los. Wir legten ein für meinen Geschmack sehr hohes Starttempo vor - dummerweise konnte ich keinen verantwortlich machen, war ich es doch der zunächst vorne fuhr.
Nach einer Stunde Fahrt konnte ich mir dann bei einem Blick auf den Tacho auch meinen Dauerpuls von über 160 Bpm erklären, wir hatten einen Schnitt von über 28km/h gefahren.
Während der ersten Etappe war noch eine Blonde namens "Martin" zu uns gestoßen, die ich aber eigentlich nur 2x kurz sah: einmal als sie kurz aus meinem Windschatten auftauchte und mir erklärte, dass sie noch ein wenig müde sei und ein zweites mal als sie unsere Gruppe verließ, vermutlich weil wir ihr jetzt zu müde waren. Schade, hatte ich mich doch ein wenig auf eine nette Plauderei beim Bergfahren eingestellt, sahen wir so nur noch kurz ihre Waden die gut zu einem Martin gepasst hätten...
Die erste Kontrollstation erreichten wir bei knapp 38km und die Freude war groß als ich die bekannten Gesichter entdeckte die wir also eingeholt hatten. Ok, wir waren schweißnass aber ich lies mir bei der Nachfrage ob wir unterwegs in einen Schauer geraten seien nichts anmerken...
An dieser Stelle muss auch mal das tolle Engagement des RSC Krombach erwähnt werden, am Kontrollpunkt gab es neben Obst, Schnitten und Getränken sogar einen Discjockey!
Anschliessend ging es bergauf ins Quellgebiet von Eder, Sieg und Lahn. Hier auf ca. 650m Höhe war es ziemlich kühl, was nicht wirklich verwunderlich war, außer dass wir uns kalendarisch noch im Juli befanden. Verwunderlich - oder ich würde hier sogar von einer Singularität sprechen wollen - war, das Chaka-Micha abreissen ließ. Das Gefühl einmal auf ihn zu warten löste in mir einige kleine Adrenalinschübe aus die ich bei der anschliessenden Abfahrt auch gleich wieder umsetzen konnte.
Aufgrund des Wetters und Uhrzeit fuhren wir auf fast autofreien Straßen der 2. Kontrollstation entgegen, auch hier muß noch mal die mäßige Performance meines Trainers erwähnt werden und ich nutzte die Gelegenheit mir vor Zeugen schriftlich von ihm bestätigen zu lassen, dass ich heute wiederholt auf ihn warten musste. Was für ein Tag ... :-)
Anschliessend ging es recht schnell und tendenziell bergab zum Ziel welches wir nach 86km und ca. 950 Höhenmeter erreichten. Peter und Micha waren leider schnell verschwunden, aber sie hatten ja noch Verpflichtungen. Ich blieb noch ein wenig im Start/Zielbereich, holte mir meine Urkunde ab, die handschriftlich vom Vorstand ausgefüllt und unterschrieben wurde.
Anschliessend füllte ich meinen Speicher mit selbstgemachten Frikadellen und Kuchen wieder auf, wobei hier alles zum Selbstkostenpreis angeboten wurde. Durch den glücklichen Umstand, dass sich die Krombacher Brauerei in 100m Luftlinie befand und hier als Sponsor auftrat, war auch die Beschaffung isotonischer Durstlöscher ein Kinderspiel.
Nach und nach trafen auch die anderen ein und und wir saßen noch ein Weilchen zusammen und beugten gemeinsam isotonischen Mangelerscheinungen vor.
1-2h später fuhr ich dann nach Hause wo ich als erstes meine Urkunde in einer Schublade verschwinden ließ und dafür das Dokument mit Michas Unterschrift aufhängte.
Bis nächstes Jahr - es grüßt euer Radsportfreund,
I.
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